Psychotherapie ist zentraler Bestandteil der Behandlung seelischer Erkrankungen, die oft in Kombination mit medikamentöser Therapie und psychosozialer Hilfestellung eingesetzt wird.
Nach Hans Strotzka ist Psychotherapie „ein bewusster und geplanter interaktioneller Prozess zur Beeinflussung von Verhaltensstörungen und Leidenszuständen, die in einem Konsensus (möglichst zwischen Patient*in, Therapeut*in und Bezugsgruppe) für behandlungsbedürftig gehalten werden, mit psychologischen Mitteln (durch Kommunikation) meist verbal aber auch averbal, in Richtung auf ein definiertes, nach Möglichkeit gemeinsam erarbeitetes Ziel (Symptomminimalisierung und/oder Strukturänderung der Persönlichkeit) mittels lehrbarer Techniken auf der Basis einer Theorie des normalen und pathologischen Verhaltens.“
Man unterscheidet supportive Psychotherapie, die durch verständnisvolles Zuhören psychische Entlastung schafft und zur psychiatrischen Grundversorgung gehört, von spezifischen psychotherapeutischen Verfahren. Die beiden klassischen Schulen sind die Tiefenpsychologie und die Verhaltenstherapie, im Jahr 2019 wurde als weiteres Richtlinienverfahren die systemische Therapie zugelassen. In der jüngeren Vergangenheit wurden zudem zunehmend schulenübergreifende störungsorientierte Psychotherapieansätze entwickelt.
Nach Klaus Grawe lassen sich – über die Therapieschulen hinweg – folgende grundlegende Wirkfaktoren der Psychotherapie nachweisen:
- Therapeutische Beziehung
- Ressourcenaktivierung
- Problemaktualisierung
- Motivationale Klärung
- Problembewältigung
Psychotherapie erwächst aus einer verständnissuchend-wertschätzenden Grundhaltung des/ Therapeut*in und kommt in unserem Haus als tragende Therapiesäule in der Behandlung praktisch aller Krankheitsbilder zum Tragen. Beispiele sind motivierende Gesprächsführung bei Suchtpatient*innen, kognitive Verhaltenstherapie bei depressiven Patient*innen, Expositionstherapie bei Patient*innen mit Angststörungen, tiefenpsychologische Ansätze bei Patient*innen mit psychosomatischen Erkrankungen, metakognitive Therapie bei Patient*innen mit Schizophrenie.
Wir fühlen uns nicht einer speziellen einzelnen Therapierichtung verpflichtet, vielmehr lebt unsere Klinik von den sehr unterschiedlichen psychotherapeutischen Kompetenzen unserer Mitarbeitenden, die wir – eingebettet in ein individuelles Behandlungskonzept - gewinnbringend für unsere Patient*innen einzusetzen versuchen.
Kognitive Trainingsverfahren gehören auf vielen Stationen unseres Hauses zum Basisprogramm. Hierbei werden – entweder in der Gruppe oder einzeln am Computer – grundlegende Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit, Konzentration, Gedächtnis und sprachlicher Ausdruck geübt, da auf diesen Gebieten bei vielen psychischen Erkrankungen Defizite entstehen, die die Fähigkeit zur Alltagsbewältigung einschränken.
Unter metakognitivem Training versteht man Trainingsprogramme, die bestimmte Denkstile oder Denkverzerrungen, die einer psychischen Erkrankung zugrunde liegen oder sie aufrecht erhalten (zum Beispiel Schwarz-Weiß-Denken bei depressiven oder voreiliges Schlussfolgern bei psychotischen Patienten), hinterfragt und hilfreiche alternative Denkweisen einübt. Diese therapeutische Trainingsform kommt insbesondere in Klinik II und III zum Einsatz.
Da viele psychische Erkrankungen mit erhöhtem Stress und innerer Anspannung einhergehen, werden auf den meisten unserer Stationen Gruppen angeboten, in denen Entspannungsverfahren, zum Beispiel Progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen, eingeübt werden. Einmal erlernt können diese Verfahren von den Patient*innen selbstständig im Alltag eingesetzt werden.